Vorbemerkung: Als Michael Josef Maria Birkenbihl im Sommer 1877 in der fränkischen Metropole Würzburg als Sohn eines wohlhabenden Kürschners und Pelzhändlers geboren wurde, war nicht absehbar, dass er sich einst in der bayerischen Landeshauptstadt niederlassen und dort als Professor lehren würde. 1895 schloss er das humanistische Königliche Neue Gymnasium in Würzburg mit dem Abitur ab, studierte anschließend u.a. in Freiburg im Breisgau und in München. 1905 wurde er in der bayerischen Landeshauptstadt promoviert und war danach im höheren Schuldienst aktiv, unterrichtete u. a. an der Münchner Handelsakademie als Professor.
Neben Veröffentlichungen als Übersetzer (H. C. Andersens „Das Märchen meines Lebens“, „Nordische Volksmärchen“) und Autor von Biografien („Vorwärts durch eigene Kraft. Lebensbilder berühmter Männer“) zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Prof. Dr. Michael Birkenbihl vor allem mit Novellen erfolgreich, also kurzen Erzählungen. Nach „Der Madonnenmaler“ (1905) erschienen 1920 seine „Dämonische Novellen“ und kurz danach „Im Taumel des Lebens“ sowie „Novellen der Leidenschaft“.
Dem Sammelband „Dämonische Novellen“, 1920 erschienen im J. Michael Müller Verlag/München mit dem Vermerk „1.-3. Tausend. 40 Exemplare wurden auf Bütten abgezogen, vom Autor signiert und in Ganzleder gebunden.“ hatte Prof. Birkenbihl ein Goethezitat aus „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ vorangestellt:
Ihr führt ins Leben uns hinein,
Ihr laßt den Armen schuldig werden,
Dann überlaßt ihr ihn der Pein;
Denn alle Schuld rächt ſich auf Erden.
Der Großvater von Vera F. Birkenbihl, der in Heidelberg und München deutsche Sprache und Literaturgeschichte studierte, hatte in seinem Buch jedoch den letzten Halbsatz von Johann Wolfgang von Goethe ausgelassen. Es folgten auf 315 Seiten sechs „Dämonische Novellen“ mit den Titeln:
Homunculus /// Zigeunerseele /// Mondleid /// Vision /// Blutzauber /// Fleurs les morts.
Man kann davon ausgehen, dass solche fiktiven Erzählungen – vom Autor oft in der Ich-Form verfasst oder als Tagebuch angelegt – eine Herzensangelegenheit von Prof. Dr. Michael Birkenbihl waren und ein geistiger Ausgeich zum Lehramt. Ein Jahr nach den „Dämonischen Novellen“ folgten im gleichen Verlag seine „Leidenschaftlichen Novellen“. 1921 wurde ihm inmitten seiner schöpferischsten Phase als Schriftsteller der Sohn Michael Birkenbihl jun. geboren, 1946 erblickte seine Enkelin Vera Felicitas das Licht der Welt.