M. Birkenbihl: „Im Zweifelsfall ALLEIN ENTSCHEIDEN“ [Buch]

Anfang 1970 kehrte Michael Birkenbihl von seinem fünfjährigen Auslandsaufenthalt in den USA nach Deutschland zurück und machte sich noch im gleichen Jahr als Berater von mitelständischen Betrieben und kleineren Unternehmen selbständig, nutze hierfür seine Expertise der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten. Nur wenig später schrieb er unter dem Titel „TRAIN THE TRAINER – Kleines Brevier für Ausbilder und Dozenten“ (veröffentlicht 1972/1973 im mi-Verlag Moderne Industrie Landsberg am Lech und später im Untertitel umbenannt zuerst in „Kleines Arbeitshandbuch …“, später nur noch „Das Arbeitshandbuch für Ausbilder und Dozenten“) einen internationalen Bestseller, der ihn schnell zu einem der bekanntesten Managementtrainern im deutschsprachigen Raum machte.

Im Herbst 1974 legte er mit „Im Zweifelsfall allein entscheiden“ im Verlag Moderne Industrie München ein Werk vor, das zu seinem zweiten Beststeller wurde und bei dem (Zitat) „… der Mitarbeiter als Mensch …“ im Mittelpunkt stand. Nach einer Widmung für „… alle dynamischen Menschen vom Stamme der »Kainiten«, die trotz aller Schwierigkeiten versuchen, die Welt – durch aktives Tun – in ihrem Sinne zu verändern.“ und einem Zitat von Karl Marx („Die Forderung, die Illusion über einen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf.“) heißt es im Vorwort (geschrieben ganz im Stile der Vorworte, die einst sein Vater, Prof. Birkenbihl, verfasst hatte) u. a.:

„Dieses Buch wurde nicht geschrieben, um es mit Filzpantoffeln hinterm warmen Ofen zu lesen. Es ist vielmehr eine kämpferische Schrift, die sich darum bemüht, den optimalen Führungsstil für Unternehmen aller Größen herauszuarbeiten, und zwar auf dem Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen dem Kapitalismus westlicher Prägung und seinen linken Kritikern. Das Ergebnis dieser Bemühung ist – unter Berücksichtigung moderner psychologischer Erkenntnisse – im Titel vorweggenommen: Im Zweifelsfall allein entscheiden! Das heißt: weg von der Utopie der »selbst-steuernden Gruppen«!

Es ließ sich nicht vermeiden, die Thesen dieses Buches in einer gewissen Schärfe zu formulieren: bin ich doch ein engagierter Anhänger unseres vielgeschmähten kapitalistischen Wirtschaftssystems. Allerdings habe ich meinen Gegnern von der theoretisierenden »Linken« eines voraus: ich kenne Industrie und Wirtschaft aus einer über fünfundzwanzigjährigen praktischen Tätigkeit. Und als Seminarleiter, der sowohl Führungskräfte aller Ebenen wie auch die Mitarbeiter ohne Führungsfunktion auf der sog. »operativen Ebene« schult, habe ich gewissermaßen das »Ohr am Pulsschlag der Wirtschaft«. Mit anderen Worten: ich weiß, wovon ich rede.

Ich versuche deshalb in diesem Buch, Utopie und Wirklichkeit säuberlich zu trennen. Dies geht nicht ohne Seitenhiebe auf jene ab, die aus einer ideologischen Verblendung heraus oder wegen eines sorgfältig kaschierten »Willens zur Macht« die Realität nicht sehen wollen. (…) Dieses Buch verfolgt deshalb das klar definierte Ziel, unseren zur Zeit etwas deprimierten westdeutschen Unternehmern wieder Mut zu machen; Mut dazu, ihre bisher so erfolgreiche Tätigkeit unbeirrt fortzusetzen. Denn gerade die kommenden zehn Jahre werden erweisen, ob die kapitalistischen Unternehmer des Westens in der Lage sein werden, die enormen Probleme unserer Welt zu meistern. Darauf hoffen nicht nur die Arbeitnehmer unseres Landes, sondern mit ihnen Milliarden Menschen der sog. »dritten Welt«.

München, Oktober 1974″