Familie

Prof. Dr. phil. Michael Josef Maria Birkenbihl

war der Großvater von Vera F. Birkenbihl. Am 23. Juni 1877 in der Residenzstadt Würzburg geboren, besuchte der Sohn des Kürschners und Pelzhändlers Gustav Birkenbihl in seiner Geburtsstadt das humanistische Königliche Neue Gymnasium, das er am 14. Juli 1897 mit dem Abitur abschloss. Danach studierte er mitten in der sog. „Bayerischen Prinzregentenzeit“ in Freiburg im Breisgau Medizin und danach in Heidelberg und München deutsche Sprache und Literaturgeschichte.

Im Oktober 1901 bestand Michael Birkenbihl in München den ersten Abschnitt der Lehramtsprüfung für Deutsche Sprache, Geschichte und Geographie, verfasste 1905 eine Dissertation über das Thema „Georg Friedrich Daumer (Beiträge zur Geschichte seines Lebens und seiner westöstlichen Dichtungen)“ und wurde promoviert; interessanterweise war Daumer ebenso wie Birkenbihl Franke und zudem auch Sohn eines Kürschners und Rauchwarenhändlers. Im höheren Schuldienst unterrichtete Birkenbihl u. a. an der Handelsakademie in München als Professor. Gegen Ende des Kaiserreichs hatte er es als Philosoph und Lehrer sowie Buchautor von Erzählungen, Novellen und Biografien und als Übersetzer zu einer gewissen Bekanntheit und zu Ansehen gebracht. Auch danach blieb er der bayerischen Landeshauptstadt verbunden.

Als Autor schuf Michael Birkenbihl sen. mit „Der Madonnenmaler (Eine Novelle aus der Zeit des Achtzigjährigen Krieges)“ [1905] und „Vorwärts durch eigene Kraft. Lebensbilder berühmter Männer“ [1914] erfolgreiche Bücher, denen er kurz nach dem Ende des 1. Weltkriegs „Dämonische Novellen“ (1929) und „Novellen der Leidenschaft“ (1921; ursprünglich: „Im Taumel des Lebens“) folgen ließ. Als Übersetzer arbeitete Vera F. Birkenbihls Großvater zunächst an Hans Christian Andersens Autobiografie „Das Märchen meines Lebens“, dann übersetzte er verschiedene „Nordische Volksmärchen“. 1912 war er Herausgeber der Heinrich von Kleist Novelle „Michael Kohlhaas“, die im Dresdner Ehlermann Verlag erschien.

Später, als er in der Ungererstraße 64 in München-Schwabing wohnte, wandte sich Prof. Birkenbihl kleineren Veröffentlichungen zu, publizierte etwa im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Artikel über „Friedrich König (dem Erfinder der Schnellpresse zu seinem 100. Todestage 1933)“, „Zum 100. Todestage Aloys Senefelders (dem Erfinder der Lithographie)“ oder über Johann Philipp Palm, einem Nürnberger Buchhändler, der auch als „Märtyrer der Pressefreiheit“ bezeichnet wurde. Der russische Maler und Kunsttheoretiker Wassily Kandinsky, der selbst einige Jahre in Schwabing lebte, schrieb einst über den (Zitat) »etwas komischen, ziemlich exzentrischen und selbstbewußten« Stadtteil: »Schwabing, in dessen Straßen ein Mensch … ohne Palette oder ohne Leinwand oder zumindest ohne eine Mappe sofort auffiel (…) Alles malte oder dichtete oder musizierte oder fing zu tanzen an. In jedem Haus fand man unter dem Dach mindestens zwei Ateliers, wo manchmal nicht gerade so viel gemalt, aber stets viel diskutiert, disputiert, philosophiert und tüchtig getrunken wurde.«

In „Der Türmer (Deutsche Monatshefte)“ veröffentlichte Prof. Birkenbihl in den 1930er Jahren aber auch ganz andere Texte, beispielsweise Texte über „Die deutsche Küche“, im „Fach- und Wirtschaftsblatt für die Silikat-Industrie“ erschien 1938 eine vierteilige Artikel-Serie von ihm über „Entwicklungsstufen der deutschen Kachel“ oder es gab Abhandlungen über „Deutsche Zier- und Prunkgitter“. 1921 wurde ihm inmitten seiner schöpferischsten Phase als Autor und Schriftsteller als einziges Kind der Sohn Michael Birkenbihl jun. geboren, 1946 erblickte seine Enkelin Vera Felicitas das Licht der Welt. Prof. Dr. Michael Birkenbihl hatte das Kaiserreich erlebt, zwei Weltkriege überlebt, dazwischen die Weimarer Republik und die Nazi-Zeit erlebt und hatte auch noch die aufstrebende Bundesrepublik gesehen und sich i alle zurechtgefunden.

Bis zu seinem Tode lag ihm seine Enkelin am Herzen; ihr empfahl er 1957 die sog. „Methode Mertner“ zum Fremdsprachen erlernen, die ihm durch seine Münchner Freunde Dr. phil. Rudolf Ziegler und Dr. phil. Karl Müller bekannt war. 1960 verstarb er im Alter von 83 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls und hinterließ Sohn und Enkelin eine Erbschaft, die es beiden ermöglichte, kurz danach in die USA zu gehen und dort zu studieren bzw. Studien durchzuführen. Dass aus beiden Nachkommen „große Namen“ auf ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern wurden, konnte er nicht mehr miterleben, aber es hätte ihn mit Sicherheit stolz gemacht – und Michael jun. als auch Vera Felicitas haben ihre Erfolgskarrieren ja auch auf gewisse Weise ihm und den Früchten seines Schaffens zu verdanken.


1 = Wohnhaus von Prof. Dr. Birkenbihl | 2 = Wohnhaus von Michael und Anna Birkenbihl sowie
Geburtshaus von Vera F. Birkenbihl | 3 + 4 = Bildungseinrichtungen, die VFB besuchte

Michael Birkenbihl jun.

(*25. Oktober 1921, †19. Januar 1993) war einziges Kind des Schriftstellers und Übersetzers Prof. Dr. phil. Michael Birkenbihl. Er lernte Anfang der 1940er-Jahre als Student seine spätere Frau Anna (1924 – 1974) kennen, verlobte sich 1943 mit ihr und bezog nach der Hochzeit kurz vor Ende des 2. Weltkriegs mit ihr eine Wohnung im 1. Stock des von Brandbombenschäden gezeichneten Hauses Franz-Joseph-Straße 14 in München-Schwabing, in der am 26. April 1946 auch Tochter Vera Felicitas zur Welt kam – nur knapp 2 km entfernt von der Wohnung seines Vaters.

Ab 1941 studierte Michael Birkenbihl an der Münchner Universität Medizin und Psychologie, beendete dies jedoch nicht, betätigte sich nach dem Abbruch seines Studiums als Heilpraktiker, widmete sich der Marktforschung und war bis zu Beginn der 1960er Jahre im Außendienst eines bayerischen Handelsunternehmens tätig. Damals war die Deutsche Wirtschaft in einer großen Vorwärtsbewegung; die Menschen wollten „raus aus den Trümmern, rein ins Leben“. Man arbeitete hart, ging wieder aus und traf Freunde, das Geld saß locker und viele Konsumgüter konnte man sich leisten. Doch noch waren (nicht nur) die Münchner:innen gezwungen, die D-Mark zweimal umzudrehen, ehe man sie ausgab: Der Nährboden für Werbung und Kundenumgarnung. Von 1965 bis 1969 sah sich Michael Birkenbihl in den USA um, welche Unterschiede es hierbei zum deutschen Umgang mit Käufern gab und wie die Firmeninhaber und Wirtschaftsbosse ihren Job „machten“.

Mit diesem im Land der unbegrenzten Möglichkeiten erworbenen Wissen gründete Michael Birkenbihl nach seiner Rückkehr in München ein eigenes Beratungsunternehmen und schrieb Lehrbücher. Deutschland hatte sich im Zuge der 68er-Bewegung verändert und seine Werke „Train the Trainer“ und „Karriere und innere Harmonie sind möglich.“ fielen sozusagen auf fruchtbaren Boden, füllten eine Marktlücke und wurden schnell zu Bestsellern, mit denen er zu einem Spezialisten für moderne Trainingsmethoden avancierte.

Vera F. Birkenbihls vater prägte so die Managementlehre und -philosophie der 1970er und 1980er Jahre, brachte hierbei auch seine Erfahrungen als Heilpraktiker ein, und hinterließ nachhaltig mit praxisnahen Ansätzen der Branche ein bedeutendes Vermächtnis, das seine Tochter nach dem Ableben ihres Vaters bis ins Jahr 2011 betreute und weiterentwickelte. Inzwischen sind viele seiner Werke – teilweise unter neuem Titel – im Hamburger KLARSICHT Verlag von Robert B. Osten neu verlegt worden. Eine Übersicht hiervon findet man auf dieser Webseite des Buchladens Odelzhausen!

Nebenbei bemerkt: Aufbauend auf der Arbeit Birkenbihls und ähnlicher Trainer etablierte sich ab den 1980er Jahren das Studium der Wirtschaftspsychologie. Heutzutage gibt es viele studierte Experten in Schlüsselpositionen an der Schnittstelle von Wirtschaft und Psychologie sowie Arbeitsplatz und Mensch, beispielsweise im Personalmanagement, Recruiting und bezüglich der Qualität der Mitarbeiterzufriedenheit. Michael Birkenbihl war jedoch der erste, der den Fokus auf die Work-Life-Balance, effiziente Arbeitsstrukturen, die Wirkung und Akzeptanz von Produktkampagnen oder der gezielten Kundenansprache lenkte.