Im Münchner Verlag J. Michael Müller erschien Ende 1920 das Werk „Les Fables d‘ Esope Phrygien. Illustrées de discours moraux, philosophiques, et politiques. Nouvelle Edition“ (Untertitel: „Augmentée de beaucoup en divers endroits. Avec des Reflexions morales par J. Baudoin“. Es war ein Nachdruck der sog. „Brüsseler Ausgabe 1669“ von Francois Foppens. Für die Neuauflage in limitiertem und nummeriertem Handpressendruck auf Bütten mit zahlreichen Original-Kupferdrucken und einem Titelkupfer zeichnete Prof. Michael Birkenbihl verantwortlich, der auch das Nachwort schrieb, welches auf den August 1920 datiert ist.
Das Werk ist ein fadengehefteter, reich goldgeprägter Ganzledereinband mit handumstochenen Kapitalen, Schmuckvorsätzen und rotem Lesebändchen. Der prachtvolle Einband ist einem ähnlichen der Bibliothek des Britischen Museums nachempfunden und wurde ursprünglich 1588 durch den berühmten Pariser Buchbinder Nicolas Eve für ein „Breviarum Romanum Ex Decreto Sacrosancti Concilii Tridentini Restitutum Pii V. Pont. Max. Jussu Editum“ geschaffen.
Der originale Buchdruck, ein Bleisatz in verschiedenen Schriften und zwei Farben auf unbeschnittenem Bütten, war mit Originaldrucken versehen worden sowie mit farbigen Initialen ausgestattet. Der Münchner Nachdruck erschien seinerzeit in einer Auflage von nur 200 Exemplaren; im Archiv unserer Sammlung befindet sich die Nr. 7, die bis zu derem Tode Vera F. Birkenbihl gehörte – es darf angenommen werden, dass es sich um die Ausgabe des Werkes handelt, die einst ihr Großvater besaß.
Das Buch beginnt mit einer viereinhalbseitigen Einleitung von Jean Baudoin zu Leben und Werk Äsops. Äsop (latinisiert Aesopus) war ein berühmter griechischer Dichter von Fabeln und Gleichnissen und lebte um 600 v. Chr. Er gilt als Begründer der Fabeldichtung auf dem europäischen Kontinent, weshalb sein Name zum Gattungsnamen für die Fabeldichtung überhaupt wurde. Jean Baudoin wiederum, geboren 1590 in der französischen Gemeinde Pradelles in der Region Auvergne-Rhône-Alpes, war ein französischer Autor und Übersetzer. Obwohl er Mitglied der Académie Française war, starb er an Gicht leidend „an Hunger und Kälte“ in Paris, wie erst Jahre später bekannt wurde.
Nebenbei bemerkt: Das Nachwort des Großvaters von Vera F. Birkenbihl zum Ursprung der Fabel ist Gegenstand eines anderen Artikels der Birkenbihl Sammlung, den man HIER findet.
Wir danken Hernn Prof. Bernhard Doepfer für die Recherche!