Selten genug, dass BIRKENBIHL SAMMLUNG & ARCHIV sogar die Deutsche Nationalbibliothek (DN) verblüffen kann – gleichwohl sind wir seit einigen Jahren in stetigem Austauch mit ihr zu Werk und Wirken von Vera F. Birkenbihl, ihrem Vater Michael Birkenbihl und dem Großvater Prof. M. Birkenbihl. Die größte Bibliothek der Bundesrepublik Deutschland und im deutschen Sprachraum sowie eine der größten Bibliotheken der Welt verfügt verlässlich über ein relativ lückenloses Verzeichnis dessen, was die drei Birkenbihls zwischen dem Beginn des 20. Jahrhunderts und der heutigen Zeit publiziert hatten oder was aktuell immer noch von ihnen verlegt wird. Im Falle von Michael Birkenbihl hatten wir jedoch eine Informtion, die der DN zuvor so noch nicht vorgelegen hatte.
Dabei ging es um das Werk „ROLLENSPIEL-LABOR für das Führungstraining (mit 20 Rollenspielvorlagen)“ erschienen 1981 beim Verlag BRATT INSTITUT für neues Lernen, aus dem an der niederländischen Grenze gelegenen Städtchen Goch. So steht es jedenfalls auf dem Titel des Werkes, welches bei der DN aber als „Rollenspiel-Labor für das Management-Training (Eine Anleitung für Trainer zum Einsatz und zur Entwicklung von Rollenspielen, mit 20 Beispielen)“ gelistet ist. Das BRATT INSTITUT gibt es schon lange nicht mehr, sodass eine schrftliche Recherche oder direkt vor Ort unmöglich war. Tatsächlich scheint aber seinerzeit ein und dasselbe Buch von Michael Brkenbihl mit zwei unterschiedlichen Titeln veröffentlicht worden zu sein, um wahrscheinlich zwei „Absatzmärkte“ bedienen zu können.
In ihm schreibt der Autor (von dem in den 1990er Jahren auch andere „Rollenspiel“-Bücher publiziert wurden, der aber bereits 1993 verstarb) im Vorwort: „Verehrte Trainer-Kollegen (beiderlei Geschlechts), hiermit lege ich Ihnen ein Rollenspiel-Buch vor, das auf das Theoretisieren verzichtet. Hier soll an Hand von 20 Rollenspielen, die von mir für meine Seminare geschrieben und im Seminar erprobt worden sind, gezeigt werden, was man im Rollenspiel alles machen kann. Ich habe diesem schmalen Bande den Titel »Rollenspiel-Labor« gegeben, weil die Vielseitigkeit der in den Rollen angesprochenen Probleme ein echtes Experimentieren erlaubt. Nahezu alle Spiele können ohne Schwierigkeiten in andere Branchen transponiert werden. Die meisten Spiele können durch kleine Änderungen im Text so variiert werden, daß sich neue Lernziele für die Seminargruppe ergeben. Deshalb mein Rat an alle Kollegen: Haben Sie Mut zum Experiment! Sie werden sich wundern, wieviele neue Ideen Ihnen dadurch in den Schoß fallen!
Das Buch beginnt mit ganz einfachen Spielen und endet, im Teil III, mit recht anspruchsvollen Aufgabenstellungen. Um aus derartigen Rollen einen optimalen Effekt im Seminar herauszuholen, muß ein Trainer schon Erfahrung mitbringen. Im Teil IV gebe ich ein von mir entwickeltes »Rezept«, wie man auf der Basis der Konflikttheorie selbst Rollenspiele konstruiert. Erläutert wird dieses Verfahren an vier Beispielen, die alle aus derselben Fallstudie entwickelt worden sind.
Alsdann, liebe Kollegen – packen wir’s an! Denn es gibt viel zu tun; nicht nur in der Erdölbranche, sondern durchaus auch in Trainerkreisen. Immer vorausgesetzt, daß man mit Leib und Seele in diesem Beruf steckt, Initiative und Kreativität entwickelt und nicht nur die Ideen anderer nachempfindet. Dazu, nämlich als beispielhaften Anstoß zu eigener Kreativität, möchte ich dieses bescheidene Handbuch verstanden wissen. Ich hoffe, daß auf Grund seiner Lektüre und des Nachspielens der vorgegebenen Rollen im Seminar möglichst viele von Ihnen verführt werden, selbst Rollenspiele zu konstruieren. Erst dann werden Ihre Seminare wirklich »maßgeschneidert« sein und Ihr Stil so individuell, daß Sie als Trainer nicht zu kopieren sind!
Odelzhausen, Im Juni 1980″
Und weil es so interessant ist, soll auch das Nachwort nicht verschwiegen werden, das (hier bei uns leicht gekürzt) vieles erklärt, was auch seine Tochter Vera F. Birkenbihl stets eindringlich klar stellte: „Ein Seminar ist so gut wie der Seminarleiter! Verehrte Trainer-Kollegen! Ich bin der Meinung, daß der hiermit zu Ende gegangene »Teil IV« dieses Buches zugleich dessen Kernstück ist. Nicht nur, weil in ihm dargestellt wurde, wie aufgrund einer Fallstudie ganz systematisch Rollenspiele entwickelt werden können; wobei als »Leitsystem« die Konflikttheorie verwendet wurde. Ich glaube, daß die in diesem Teil IV enthaltenen »Anmerkungen für den Seminarleiter« mit Hinweisen, wie die Analyse eines Rollenspieles gehandhabt werden sollte, die wertvollsten Tips für Ihre Seminarpraxis enthalten. (…)
Die »Stunde der Wahrheit« ist für jeden Seminarleiter in jenem Augenblick angebrochen, wo sich ein Teilnehmer meldet und sinngemäß sagt: »Herr Sowieso – ich habe da mit einem Mitarbeiter folgendes Problem… Was würden Sie da in meinem Falle tun?« In diesem Augenblick, meine Kollegen, nützt es Ihnen auch nichts, wenn Sie drei Doktorhüte aufhaben. Bei der Beantwortung einer derartigen Frage zählt Ihre Erfahrung, die Sie einst im Außendienst, als Abteilungsleiter, als Mitglied einer Stabsabteilung in einem Konzern usw. gesammelt haben mehr als alle Theorie, die Sie sich, auf welchen Wegen auch immer, angeeignet haben. Sollten Sie also ein »blasser Theoretiker« sein, z. B. Diplom-Psychologe oder Betriebswirt, so gehen Sie zunächst die »Ochsentour« durch mindestens einen Betrieb. (…)
Auch aus dem von mir hiermit vorgelegten »Rollenspiel-Labor« werden Sie um so mehr Nutzen ziehen können, je mehr Erfahrung Sie bereits als Seminarleiter haben. Deshalb tasten Sie sich, falls Sie noch ein Trainer-Neuling sind, zunächst an die einfacheren Rollenspiele heran. Nehmen Sie sich nicht zu viel in zu kurzer Zeit vor. Und bringen Sie sich mit Ihrer ganzen Persönlichkeit ein – dann werden Sie auch Erfolge haben!“