Der legendäre „A-VERLAG VERA F. BIRKENBIHL“ für Publikationen aller Art

Im Oktober 1972 kehrte Vera F. Birkenbihl aus den USA zurück nach München, lebte und arbeitete in der elterlichen Wohnung in Schwabing. Anfangs arbeitslos übernahm sie schnell verschiedenste Jobs und verdiente sich ihren Lebensunterhalt schon Anfang 1973 als Sprachtrainerin für die US-Army (was sie auch über die kommenden zwei Jahrzehnte immer wieder aufgriff) und gab in München „brain friendly“-Seminare, tippte auf einer Olympia Splendid 33 Schreibmaschine ihren ersten Sachbücher, darunter „Die persönliche Erfolgsschule“ (Ende 1973 im Verlag Moderne Verlags GmbH veröffentlicht) und verschiedene Publikationen, die später im Münchner WRS Verlag erschienen*.

Eine der ersten Publkationen Birkenbihls im „A-Verlag“

Zum Jahreswechsel 1974/75 startete VFB ihr Institut für gehirn-freundliches Arbeiten, Lernen und Lehren und gab damit den aus den Vereinigten Staaten importierten Begriff „brain friendly“ auf. Wenig später erschien mit „Kommunikationstraining“ im Goldmann Verlag ein Buch, durch das WRS auf Birkenbihl aufmerksam wurde und sie bot dem Verlag an, mehrere kleinere Publikationen zu schreiben mit einem Umfang von jeweils zwischen 16 und 25 Seiten, die 1976 und 1977 erschienen, sich jedoch nicht wie erhofft verkauften. Aus diesem Grund rief VFB 1978 den „Algernon Verlag“ ins Leben, den sie nur wenig später in „A-Verlag Vera F. Birkenbihl“ umbenannte. Was genau sie hierzu bewegte ist bis heute nicht bekannt, aber es könnten durchaus rechtliche Gründe gewesen sein, denn hierfür spricht auch, dass Birkenbihl dem neuen Namen „A-Verlag“ zugleich ihren vollen Namen anfügte. Vera F. Birkenbihl siedelte ihn zuerst im Münchner Stadtteil Allach-Untermenzing an (der unweit von Odelzhausen liegt) und begann über diese Plattform mit Unterstützung von Frau Petra Mund eigene kurze Themen-Texte zu publizieren oder sie zu lizensieren. Was bei allen A-Verlag Eigenveröffentlichungen gleich war (und somit ein unverwechselbares Markenzeichen wurde): die Bücher, Hefte und Heftchen hatten einen hellblauen Einband.

So erschien beispielsweise 1978 im „A-Verlag“ zum Preis von 29,- DM ein DinA4 Heft mit dem Titel „Angewandte Menschenkenntnis: Übungen zur Selbst- und Menschenkenntnis“ (das auf ihrem 1975 im WRS-Verlag veröffentlichten Büchlein „Einführung in die transaktionale Analyse als Basis für angewandte Menschenkenntnis“ aufbaute. Nach zwei weiteren DinA4-Publikationen folgte 1979 im „A-Verlag“ mit „Der Seppuku-Effekt: Ein Denkanstoß zur Motivation.“ ein weiteres Heft, das auf einem Kongress-Beitrag Birkenbihls basierte, dann eine selbstproduzierte Kleinserie wurde und nun als DinA5 Sonderdruck zum Preis von 5,- DM verkauft wurde.

Frau Mund kann sich leider nicht mehr daran erinnern, welche weiteren Publikationen zwischen 1980 und 1982 veröffentlicht wurden. 1983 erschien im „A-Verlag“ allerdings ein weiterer Sonderdruck unter dem Titel „Gehirn und Gedächtnis“, der zuvor im Jahresband der „Enzyklopädie Naturwissenschaft und Technik“ (= ecomed Verlagsgesellschaft des mi-Verlags Landsberg) veröffentlicht worden war.

Schließlich gab es im gleichen Jahr anlässlich der Erstveröffentlichung von „Stroh im Kopf?“ im GABAL-Verlag das blaue Heftchen „Sind Sie ein Gehirn-Muffel**?“. Letzteres war ursprünglich eine dreiteilige Serie, die Vera F. Birkenbihl via „A-Verlag“ im DinA4 Format veröffentlicht hatte, die jedoch hier als DinA5-Sonderdruck zum Preis von 4 DM sozusagen als ein Einstieg in das Thema der GABAL-Publikation dienen sollte, für (Zitat) »Leser, die nur einen ersten Überblick zum Thema wollen.« Nach der Veröffentlichung von „Stories & Poems: Made in USA“ (1987) wurden im „A-Verlag“ nur noch vereinzelt gedruckte / hektografierte Werke veröffentlicht und ab 1995 noch vorhandere Exemplare von VFB-Printpublikationen des „A-Verlages“ deutschlandweit über dem mi-service/Landsberg sowie in der Schweiz über CONSO-TRADE / Kaiserangst per Katalog vertrieben. Dafür vermarktete VFB ab etwa 1980 Tonkassetten ihrer Bücher und ab Ende der 1980er Jahre Videocassetten zu Themen ihrer Vorträge über den eigenen Verlag. 1991 schrieb sie in einem Werbeprospekt: »Nur bei uns (im A-Verlag) sind Videos von Seminaren erhältlich, die man im Handel nicht kaufen kann.«

Bereits 1980 war im „A-Verlag“ zum Preis von 29,- DM unter dem Motto „radio birkenbihl“ ein 54-minütiges didaktisches HÖRSPIEL mit dem Titel „Stroh im Kopf? Oder: Wo lassen Sie denken?“ vertrieben worden, welches VFB selbst hatte erstellen lassen – ein Vorläufer des GABAL-Buches von 1983 und sozusagen der „Urknall“ aller späteren Multimedia-Ausgaben von Werken Birkenbihls. Ab 1990 folgten in anderen Verlagen (= hauptsächlich GABAL und mvg) sog. Tonkassetten-Programme als „Seminare für unterwegs“. Weitere „radio birkenbihl“-Compact-Kassetten folgten bis 1993, die Vera F. Birkenbihl gemeinsam mit ihren Vater Michael erstellte.

Später verteilte Vera F. Birkenbihl auf ihren Vorträgen, Seminaren und Referaten Werbezettel, u. a. mit diesem Text: »Übrigens: Es gibt inzwischen eine Reihe von interessanten Ton-Kassetten im A-Verlag. diessind „Intelligente Tonkassetten für überall & unterwegs … zum Beispiel von wegen der grauen Zellen…, darunter die Kassetten-Reihe: „Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer!“ (= 3 Kassetten mit je einem Aspekt aus meinem Buch: Stroh im Kopf?) Nr. 1: Gedächtnis-Mechanismen (Grundlagen) DM 19,80 / Nr. 2: Mechanismen des Unbewußten bewußt nutzen! DM 19,80 / Nr. 3: Namensgedächtnis – ein 33-Minuten Seminar, DM 17,80. Desweiteren 3 SETS (Text & Ton): „Von Null Ahnung zu etwas EDV“, „Die Kunst des Lobens (nicht nur für Führungskräfte)“, den TITMUS-Vortrag „Gehirn-gerechte Kommunikation“ (also der Sound-Track der Video-Kassette) Jeweils als Text+Ton-Kombinationen: Je eine Kassette und eine Broschüre, im SET, zu DM 39,- sowie eine Vorlesung von und mit Michael Birkenbihl: „Macht und Menschenführung“ auf 2 Kassetten wegen der Laufzeit von 130 Minuten. Diese ist wichtig für alle, die Führungskräfte sind (sein wollen), bzw. für jeden, der über die Machthaber (Chefs, Politiker) nachdenken möchte! DM 39,80.«

Und VFB fügte geschäftstüchtig an: »Oder hätten Sie lieber U.S. original Management-Kassetten? Wir bieten Ihnen 5 Themen mit Super-Profis (z.B. Thomas B. Waterman). Postkarte genügt, wir informieren Sie gerne. Oder möchten Sie Fremdsprachen-Kassetten? Auch hierzu gibt’s Info. Schreiben Sie uns.«

Einen besonderne Platz im Portfolio des „A-Verlags“ nahmen ab 1988 die VHS-Videocassetten ein. Vier verschiedene veröffentlichte Vera F. Brkenbihl bis 1990 (eine davon von und mit ihrem Vater Michael. Hierüber ist jedoch bis heute kaum etwas bekannt; es könnte sich aber um eine Art Vorlesung zum Thema „Macht und Menschenführung“ gehandelt haben), bevor zuerst GABAL und später dann Junfermann Mitschnitte von öffentlichen VFB-Seminaren ebenfalls auf VHS vertrieben. Zum Vertrieb legte Vera F. Birkenbihl wert auf den Hinweis: »Die Videos sind nur über uns, d. h. sie sind im Buchhandel nicht erhältlich.«

Hergestellt wurden die visuellen Mitschnitte anfangs extern. So war die Videocassette Nr. 1 mit einer Länge von 33 Minuten (A-Verlag 17 012) im Jahre 1988 von der Firma TITMUS bei deren Optiker-Tagung im nordbayerischen Aschaffenburg aufgezeichnet worden und Birkenbihl bedankte sich auf dem Cover herzlich für die Möglichkeit, ihr (Zitat) »Referat auf diese Weise auch anderen Menschen zugänglich machen zu dürfen.« Ähnlich verhielt es sich bei der Videocassette Nr. 2 mit einer Länge von 51 Minuten (A-Verlag 17 014) mit der Jahresangabe 1989/90. Dies war der Mitschnitt eines Birkenbihl-Vortrags im Rahmen des 3. Europäischen Marketingforums für Augenoptiker im Oktober 1989 in Düsseldorf, veranstaltet von der BGW Beratungsgesellschaft für die gewerbliche und kommunale Wirtschaft aus Ratingen***. Dagegen war die Videocassette No. 3 mit einer Länge von 83 Minuten (A-Verlag 17 016) dann bereits Vera F. Birkenbihls allererste selbstproduzierte und enthielt eine Vorlesung in der Stadthalle von Göppingen nahe Stuttgart vom September 1990 ****.

Den drei Videocassetten des „A-Verlags“ war jeweils ein 24-seitiges Skriptum beigelegt, das u. a. die »(fast) alle wichtigen Abbildungen (die während des Vortrages auf Flipchart gezeichet wurden)« enthielten. Vertrieben wurden die VHS-Cassetten zum Preis von zwischen 125,- und 175,- DM in Deutschland über den „A-Verlag c/o mi-service, Justus-von-Liebig-Str. 1 in Landsbeg am Lech (ein Unternehmen des Verlags moderne Industrie GmbH)“ vertrieben und in der Schweiz via Alex Blochs Firma CONSO TRADE aus Kaiseraugst nahe Rheinfelden an der deutsch-schweizerischen Grenze.

Diverse Fremdsprachen-Kurse vertrieb Birkenbihl anfangs über den „A-Verlag“ 8siehe oben). Später rief sie hierfür den ebenfalls in Odelzhausen registrierten „Vera F. Birkenbihl Sound of People Verlag“ ins Leben und nutzte fortan ihr schon in den 1970er-Jahren entwickeltes Birkenbihl-Lernsystem, welches sie seinerzeit „DER SEPPUKU-EFFEKT“ benannt hatte und das sie ab 1990 stets mit einem urheberrechtlichen Copyright-Schutzzeichen versah. Allerdings geht es dabei ja gerade um das Gegenteil eines Seppuku, nämlich beim Lernen NICHT aufzugeben und sinnbildlich, was das Lernen betrifft, eben KEINEN Motivations-Selbstmord zu begehen.

Die auf Tonkassetten angebotenen Sprachlernkurse zeig(t)en auf, wie man mit sich und mit anderen besser umgehen kann und sollte, um den Seppuku-Effekt beim Lernen zu vermeiden und sollen in ihrer gedanklich-konzeptionellen Weiterführung lt. Vera F. Birkenbihl sogar verhindern, dass FirmenmitarbeiterInnen quasi als halbtote Samurais, innerhalb von Unternehmen arbeiten und agieren. Jeder Kurs des „A-Verlags“ – darunter Englisch („Der Seppuku-Effekt. Englisch“), Italienisch („Der Seppuku-Effekt. Italiano“), Spanisch („El effecto Seppuku“) und Französisch („L’effet Seppuku“) – bestand ursprünglich aus zwei Audio-Kassetten plus vier Begleitheften / Broschüren in einer Kunststoffbox. Später wurde das Konzept von VFB über den mvg-Verlag im Verlag Moderne Industrie, München/Landsberg als „Sprachkurs für Wieder-Einsteiger“ mit drei Tonkassetten plus zwei Begleithefte vermarktet. Und auch heute noch gibt es die Fremdsprachen-programme … jetzt allerdings als DVD oder digitaler Download.


* = Der Verlag WRS für Wirtschaft, Recht und Steuern aus München publizierte u. a. die Vera F. Birkenbihl-Bücher „Einführung in die transaktionale Analyse (= die Basis für angewandte Menschenkenntnis)“ [1976], „Die Kunst, die richtige Entscheidung zu treffen“ [1976] und „Freude durch Stress“ [1977]

** = Das hier abgebildete Heft ist die Zweitauflage aus dem Jahre 1984. Wir danken den GABAL Verlag, Offenbach am Main für die freundliche Überlassung des Heftes an das BIRKENBIHL ARCHIV.

*** = Hier hatten die Teilnehmer:innen, erstmals in einem Birkenbihl-Video festgehalten, die Möglichkeit, »Verständnisfragen zu stellen.« und verschmitzt fügte VFB an: »Daher darf es Sie nicht wurdern, daß nach dem Birkenbihl-Vortrag keine Fragen kamen.«

**** = Bei Junfermann erschienen später auch Tonkassetten (die später auch auf zwei CDs veröffentlicht wurden) unter dem Titel „HUMOR II – Warum Humor so wichtig ist“ die ebenfalls der Mitschnitt einer veranstaltung In der Stadthalle von Göppingen waren.